Google‘s Bard fordert ChatGPT heraus

Was Bard kann und was Google damit besser machen will als ChatGPT, haben wir uns genauer angeschaut.

Die Veröffentlichung der dritten Version von ChatGPT hat in der digitalen Welt hohe Wellen geschlagen. Denn für eine ganze Reihe von Unternehmen stellt KI eine Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells dar. Auch für Google/Alphabet. Deshalb hat das Unternehmen auch intern den Notstand (Code Red) ausgerufen, um die eigenen Kräfte zu bündeln und auf die neue Gefahr zu reagieren.

Nachdem der erste Schock verdaut ist, schlägt Google mit einem eigenen Sprachmodell zurück. Das hört auf den Namen Bard und ist nach langer Wartezeit nun auch in Deutschland verfügbar. Was Bard kann und was Google damit besser machen will als ChatGPT, haben wir uns genauer angeschaut:

  • Bard ist ein großes Sprachmodell, auch als Konversations-KI oder Chatbot bekannt, das darauf trainiert ist, informativ und umfassend zu sein. Es wurde mit einer enormen Menge an Textdaten trainiert und ist in der Lage, als Antwort auf eine Vielzahl von Eingabeaufforderungen und Fragen zu kommunizieren und brauchbaren Text zu generieren. Bard kann beispielsweise Sachthemen zusammenfassen oder Geschichten schreiben.
  • Bard soll wesentlich besser als ChatGPT darin sein, kreative Textformate wie Gedichte, Codes, Skripte oder Musikstücke zu generieren.
  • Bard kann Fragen umfassend und informativ beantworten, auch wenn sie offen, herausfordernd oder seltsam sind. Dabei greift die KI auf Informationen über aktuelle und historische Ereignisse, wissenschaftliche Artikel oder Nachrichten zurück.
  • Bard kann verschiedene Sprachen übersetzen, darunter Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Chinesisch, Japanisch und Koreanisch.
  • Das Tool verfügt über eine direkte Anbindung an die Google-Suche, so dass Aussagen, Zahlen, Daten und Fakten mit einem Klick überprüft und weitere Quellen zu einem Thema leicht gefunden werden können.
  • Wie ChatGPT verfügt auch Bard über eine Liste der bisherigen Konversationen auf der linken Bildschirmseite. Hinzu kommt eine umfangreiche Historie, ähnlich der Browser-Historie, die über die „Bard-Aktivitäten“ erreichbar ist. Hier findet der Nutzer alle bisherigen Suchanfragen und hat die Möglichkeit, diese nach 3, 18 oder 36 Monaten löschen zu lassen.
  • Im Gegensatz zu ChatGPT ist Bard kostenlos – zumindest bisher. Notwendig ist nur ein Google-Konto.
  • Um Bard zu nutzen, müssen Sie sich nicht mehr nur auf die Eingabe von Text beschränken. Auch das Hochladen von Bildern ist möglich. Diese lassen sich dann als Referenzen für Texte nutzen, als Inspirationsquelle oder Beispiel.
  • Bard liest die eigenen Antworten vor. Das ist nicht nur für Menschen praktisch, die auf einen Screenreader angewiesen sind, es hilft auch dabei, die korrekte Aussprache eines Wortes zu lernen.

Wo Bard Probleme hat

  • Die größte Schwäche der KI ist Redundanz. In einem Text ab einer gewissen Länge werden Antworten häufig wiederholt und einzelne Sätze immer wieder verwendet. Das Tool also einfach Inhalte für die eigene Website, für Hausarbeiten, Präsentationen oder Fachzeitschriften generieren zu lassen, ist daher keine gute Idee.
  • Auch falsche Antworten kommen bei Bard – ebenso wie bei ChatGPT – immer mal wieder vor. Denn im Grunde setzt das System nur Sätze aufgrund von Wahrscheinlichkeiten aus einer riesigen Menge an Daten neue zusammen. Die klingen dann zwar gut, müssen aber inhaltlich nicht stimmen. Und der Faktencheck funktioniert längst nicht immer.
  • Noch befindet sich Bard in der Entwicklungsphase. Die Daten werden von Google gespeichert und genutzt. Deshalb rät das Unternehmen selbst von der Eingabe sensibler Informationen ab. Umfassenden Datenschutz bietet die KI also nicht.

Welche KI ist besser?

Beide Modelle basieren im Grunde auf derselben Technologie. Daher sind sich Bard und ChatGPT sowohl in ihren Stärken als auch in ihren Schwächen sehr ähnlich. Beide KIs sind sehr gut darin, textbasierte Informationen zu verarbeiten, zusammenzufassen oder zu generieren. Allerdings haben es beide nicht so sehr mit der Genauigkeit und dem Faktencheck. Hier müssen Anwender auch weiterhin prüfen und nacharbeiten.

Alle anderen Unterschiede liegen im Detail. ChatGPT scheint stärker in der Textproduktion zu sein. Bard überzeugt oft mit mehr Details und Fakten. Auch die direkte Anbindung an Google ist praktisch.

Deutlich wird mit der weltweiten Veröffentlichung von Bard aber, dass Alphabet den Kampf um die Vorreiterstellung in Sachen KI noch lange nicht aufgegeben hat. Konkurrenz belebt offenbar auch hier das Geschäft. Und zwingt sowohl Microsoft/ChatGPT als auch Alphabet/Google/Bard weiter massiv in die KI zu investieren, um nicht den Anschluss zu verlieren. Ein spannendes Rennen zeichnet sich ab, das uns voraussichtlich noch einige Jahre beschäftigen wird.