Können Suchmaschinen mit künstlicher Intelligenz noch Geld verdienen?

Gerät das klassische Geschäftsmodell von Google zum Beispiel durch ChatGPT in Gefahr?

Viele Artikel sind in den letzten Wochen und Monaten zum Thema ChatGPT und künstliche Intelligenz erschienen. Auch wir haben uns schon mit dem Thema beschäftigt. Neben der Frage, wie das alles funktioniert und wo uns diese Entwicklung hinführt, geht es auch immer um die monetären Auswirkungen.

Viele Blogs und Zeitungen beschäftigen sich mit der Frage, wie sich mit der KI etwas dazuverdienen lässt. Von Büchern im Selbstverlag über Untertitel in Videos bis zum Programmiercode gibt es Möglichkeiten, noch ein paar Euro nebenbei zu verdienen und den Hauptteil der Arbeit auszulagern.

Aber wie erwirtschaften eigentlich Unternehmen wie OpenAI, Microsoft oder Google mit solch einer Software Geld?

Keine Werbung in der Suchmaschine

Das klassische Geschäftsmodell von Google gerät durch ChatGPT in Gefahr. Nicht umsonst hat der Konzern aus Mountain View den Notstand ausgerufen und arbeitet fieberhaft daran, der fortschrittlichen Chat-KI etwas entgegenzusetzen. Denn in der dialogischen Form, in der ChatGPT die Anfragen beantwortet, kommen Ads (bisher) nicht vor.

Außerdem liefert die KI genau die Informationen, nach denen der Nutzer gefragt hat. Und das ohne eine ganze Reihe an möglichen Websites vorzuschlagen. Ein Komfort, auf den die Nutzer wohl auch in Zukunft nicht verzichten wollen. Zumal sich Google eben diesen nutzerzentrierten Ansatz ja auf die Fahne geschrieben hat, ihn immer wieder in den Mittelpunkt stellt und von Website-Betreibern einfordert.

Das schränkt die Möglichkeiten, die ein System wie das von Google hat, massiv ein. Das Unternehmen muss also kreativ werden und neue Wege finden, um Geld zu verdienen.

Bislang setzt der Markt auf etablierte Finanzierungsmodelle. Aber es gibt bereits interessante Ansätze für zukünftige Monetarisierungen. Wir haben uns mal einen Überblick verschafft:

Monatliches Abonnement

Die gängigste Variante ist die Erhebung von Gebühren für angebotene Dienste oder bestimmte Sonderfunktionen. OpenAI nutzt derzeit genau dieses Modell, um ChatGPT zu finanzieren. Anfragen von Nutzern mit Pro-Zugang werden bevorzugt behandelt und schneller abgearbeitet. Ob sich damit allerdings die Kosten für die Entwicklung der Software auf Dauer decken lassen, ist alles andere als sicher. Der Text-Bot ist schließlich nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil er kostenlos ist.

Das Abomodell hat sich für Software in den unterschiedlichsten Bereichen der Verwertungskette bewährt. CMS-Plugins nutzen es ebenso wie Adobe oder die Anbieter von Passwortmanagern. Damit richtet es sich allerdings an Endverbraucher. Werbebudget von Unternehmen fließt auf diesem Wege nicht.

Einbau in Produkte zur Steigerung des Mehrwerts

Einer der wichtigsten Partner von OpenAI ist Microsoft. Dank Milliardeninvestitionen hat das Windows-Unternehmen das Recht, die Software in die eigenen Produkte zu integrieren. Word, Excel und auch Windows selbst sollen in naher Zukunft komplexe Befehle und Anweisungen verstehen und ausführen können. Vom Schreiben sinnvoller Texte in wenigen Minuten über einfache Frage-Antwort-Spiele bis hin zu umfassenden Tabellenkalkulationsalgorithmen soll die KI in allen Bereichen assistieren und unterstützen.

Software, die mit solchen Fähigkeiten ausgestattet ist, wird in den nächsten Jahren sicherlich den Markt dominieren. Und ein starkes Verkaufsargument darstellen. Ein Trend, dem sich auf Dauer kein anderer Softwarehersteller wird verschließen können.

Bevorzugte Erwähnung

Wenn die KI einen Text generiert, greift sie auf ein riesiges Textkorpus und eine Reihe von Algorithmen zurück. Diese arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten, um passende Inhalte zu generieren. Eine Möglichkeit der Monetarisierung besteht darin, dieses System so zu beeinflussen, dass ein Produkt oder eine Marke in bestimmten Kontexten erwähnt wird.

Wenn Sie beispielsweise einen Fachartikel zusammenfassen, fügt der Chatbot einen Absatz ein, der Sie über die Fortschritte eines bestimmten Unternehmens in diesem Bereich informiert. Auch ein Verweis auf Publikationen, Pressemeldungen oder ein Social Media Profil ist denkbar. Ein Service, der einer Reihe von Unternehmen einiges Wert sein dürfte.

Hinweise auf bestimmte Produkte

Neben der expliziten Nennung eines Unternehmens im Text kann eine KI natürlich auch eine Reihe von Anbietern von Waren oder Dienstleistungen vorschlagen, die mehr oder weniger eng mit der Anfrage zusammenhängen.

Wenn Sie z.B. wissen möchten, wie Sie am besten einen Abfluss frei bekommen, liefert Ihnen der Bot zusätzlich zu seiner Antwort eine Liste von fünf Sanitärunternehmen in der näheren Umgebung, an die Sie sich wenden können. Um hier gelistet zu sein, wird ein bestimmter Betrag fällig, ähnlich wie bei einer Werbeanzeige.

Barrieren und Möglichkeiten der Monetisierung

Die vorgestellten Methoden sind teilweise bereits etabliert, teilweise existieren sie nur auf dem Papier. Sie sind unterschiedlich einfach umzusetzen. Und auch die notwendige Betreuung ist unterschiedlich intensiv. Welche sich am Ende durchsetzen, lässt sich daher kaum vorhersagen.

Ein wichtiger Aspekt dabei dürften die rechtlichen Rahmenbedingungen sein. KI steht in den wenigsten Ländern auf der politischen Tagesordnung. Änderungen könnten deshalb noch eine Weile auf sich warten lassen. Dennoch ist mit Beschränkungen und Regularien zu rechnen, die das Wirken von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz massiv beeinflussen dürften.